Dienstag, 6. August 2013

Personaler wacht auf! – Umdenken im Bewerbungsprozess

Es ist ja nun hinreichend bekannt, dass die deutsche Wirtschaft unter einem Fachkräftemangel leidet. Das dürften Sie auch bereits gemerkt haben. Umso weniger verstehe ich, warum diese Tatsache bzw. dieses Problem nicht Grund genug zum Erwachen bzw. Aktivwerden ist.

Die Zeiten, in denen Bewerber Schlange stehen sind vorbei. Zu groß ist der Wettbewerb der Arbeitgeber um fähige Kandidaten. Auch die Bewerber bangen und zittern nicht mehr um den Job. Wenn es nicht dieser ist, dann wird es ein anderer. Schließlich ist der Bewerbungsprozess ein gegenseitiges Kennenlernen. Jetzt werden Sie sagen, dass das alles nichts Neues ist. Es gibt jedoch viele Kollegen, die noch genauso wie vor 10 Jahren rekrutieren.

Das fängt schon beim Recruiting an. Da wird oft einfach eine banale Anzeige mit furchtbaren Stock-Bildern und ohne klare Botschaften veröffentlicht und darauf gewartet, dass sich möglichst viele Bewerber melden – das bleibt in der Regel aber aus. Bewerber wollen auch keine trendigen und hippen Videos sehen, in denen Mitarbeiter tanzen, singen und dabei breit grinsen. Damit können Sie sich höchstens für die Goldene Runkelrübe bewerben!

Bleiben Sie sich selbst treu, schließlich haben Sie genug zu erzählen – so wirken Unternehmen echt und glaubhaft. Seien Sie interessiert an Ihren Bewerbern und zeigen Sie Ihnen das auch während des Bewerbungsprozesses. Nach der eingegangenen Bewerbung sollte eine Bestätigung an den Kandidaten folgen. Im persönlichen Gespräch möchte ich auch nicht meinen gesamten Lebenslauf noch einmal aufsagen, schließlich habe ich ihn vorab schon geschickt. Am schlimmsten sind dann aber Unterstellungen, die man aus dem Lebenslauf herausgelesen haben könnte – die dann mit Suggestivfragen zum Ausdruck gebracht werden. Nein, ich möchte mich nicht rechtfertigen müssen und mich wie in einem Verhör fühlen. Es geht schließlich nicht nur darum, welchen Eindruck ich hinterlasse – auch Sie sollten sich überlegen, welchen Eindruck Sie bei den Kandidaten hinterlassen wollen. Mittlerweile stehen den High Potentials viele Türen offen.

Und nach dem Gespräch wollen wir auch nicht hören: "Ich habe mir jetzt ein ganz gutes Bild machen können. Ich melde mich dann bei Ihnen." Sie wissen doch sicherlich, ob das Gespräch gut verlief und ob Sie ein gutes Gefühl haben. Wie wäre es denn, wenn Sie Ihre Bewerber stattdessen mal fragen: "Was denken Sie? Würden wir für Sie als Arbeitgeber in Frage kommen?"

Ralf Junge

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