Freitag, 30. November 2012

Meeten sie noch oder gamestormen sie schon?

Ein kleiner Buchtipp für zwischendurch. 

Sicher, Sie kennen das. Es geht um Visionen und Ziele für 2013. Und wie das alles weitergehen soll. Sie kennen die endlos langen Termine, mit Vorträgen Ihres Chefs oder von Kollegen, die Sie bereits 34-mal gehört haben. In der Regel kommt man in diesen Meetings auf Ideen die so uralt sind, wie Ihre Oma.

Ist Ihnen das nicht auch zu langweilig? Versuchen Sie es doch mal mit echten Dialogen und Workshop Formaten die zudem noch Spaß machen. Mein Kollege Sebastian Schmidt (MD/Publicis) hat mich auf das Buch „Gamestorming“ gebracht. Wer Lust hat, mit neuen Workshop-Formaten intern neue Wege zu gehen, dem sei hiermit dieses Buch ans Herz gelegt. Vielleicht ist das eine oder andere für Sie zu spielerisch, aber sie bekommen mit diesem Buch jede Menge neuer Ansätze für Ihre Analysesitzungen, Brainstormingrunden und Strategiemeetings. Versprochen.


Freitag, 23. November 2012

Wie Social Media die HR-Welt nachhaltig verändert hat und drei allgemeine Ansätze diesen Veränderungen zu begegnen.

Ich bin nicht der Erste, der über die im Titel geschilderte Veränderungen resümiert, na klar, aber in der letzten Woche habe ich ein paar sehr spannende Gespräche geführt (unter anderem mit meinPraktikum.de Chef, Peukert. Nächste Woche gibt es ein Video-Live-Interview mit ihm, nicht verpassen!), die mich abermals zum Nachdenken gebracht haben. Nachfolgend ein Miniatur-Status der Veränderungen der HR-Welt (mein Fokus wie immer: interne und externe HR Kommunikatkion) durch Social Media.

Zehn Jahre. Was ist das schon? Und doch haben die letzten zehn Jahre, insbesondere die letzten fünf, die HR Welt völlig umgekrempelt. Das Web 2.0, das sog. "Mitmach-Web" ist schuld. JEDER kann sich im Internet beteiligen und sprechen. Seit die großen Social Media Netzwerke existieren, also seit etwa 2003-2005, werden die Web-User sogar aktiv zum Austausch eingeladen.

Die zwei wichtigsten Veränderungen in kurzen Worten:

HR Kommunikation
Es gibt auf Eurozine einen wunderbaren Artikel (unbedingt lesen!), über die Vorurteile die in Gesellschaften über technische Neuerungen geäußert werden. In "Standardsituation der Techologiekritik" gibt es ein ganzes Konglomerat an fantastischen Zitaten zu lesen. Aus dem Artikel: "Freizeitforscher Horst Opaschowski prophezeite 1994: "Der Multimediazug ins 21. Jahrhundert wird eher einem Geisterzug gleichen, in dem sich ein paar Nintendo− und Sega−Kids geradezu verlieren, während die Masse der Konsumenten nach wie vor 'voll auf das TV−Programm abfährt'. Der Multimediarausch findet nicht statt. Die Macher haben die Rechnung ohne die Mitmacher gemacht. ..." oder auch - und fast weltberühmt - "... Ines Uusmann, die schwedische Ministerin für Verkehr und Kommunikation, hoffte noch 1996: "Das Internet ist eine Mode, die vielleicht wieder vorbeigeht." 2012 weiß jeder, dass es anders gekommen ist. Ganz anders.

Wir konstatieren seit einigen Jahren eine für Unternehmen teilweise problematische neue Transparenz. Etwas überspitzt und in einem Satz ausgedrückt: Was früher findige Journalisten in Detektiv-Manier recherchieren mussten, um skandalöse Verhältnisse in der Arbeitswelt aufzudecken und publik zu machen, das erledigen heute (Ex-)Mitarbeiter in einem Tweet, einem Facebook-Post, einem Blogbeitrag o.ä. Und so erscheint es ziemlich sicher, dass Portale wie zum Beispiel kununu, meinPraktikum (auf D-A-CH Ebene) oder wie glassdoor, schon in ein paar Jahren über Millionen Arbeitgeber-Bewertungen verfügen und somit zum ganz normalen Alltag Jobsuchender dazugehören. Und intern? Zunehmend löst das PDF, das Papier ab und das Intranet als digitales, schwarzes Brett, weicht einer interaktiven Kollaborationsplattform. Es ist offenbar nur noch ein Schritt bis zur Lösung von unflexiblen Server- und Datenstrukturen, hin zu Plattformen, in denen Instant Massaging Normalität und die Möglichkeit gleichzeitig zeit- und ortsunabhängig, gemeinsam mit Kollegen an dem gleichen Dokument zu arbeiten, eine Selbstverständlichkeit ist. Entscheidende Veränderung für die HR Abteilungen: 1. Bewerber haben Einblick in die Arbeitswelt eines Unternehmens 2. Mitarbeiter werden quasi immer zum Seitenblick animiert bzw. zur latenten Jobsuche motiviert.

Kultur
Das die sich rasant verändernde Kommunikationstechnologie und die damit einhergehenden neuen virtuellen Netzwerke zu einer Veränderung in der Gesellschaft geführt haben, das ist nicht neu. Ich erspare uns an dieser Stelle auch die ganze Gen Y Diskussion (auch weil in meinen Augen eine Tick zu überbewertet). Fakt ist: die Informationswelt dreht sich sowohl intern in den Unternehmen als auch in ihrer Umwelt deutlich schneller. Fakt zwei: junge Leute kommen mit dem Tempo und der Menge der Kommunikation ein bisschen besser zurecht als die Älteren. Für junge Menschen ist das Social Web bereits Normalität - für die gesamte Gesellschaft wird sie es gerade. Jedoch, trotz alle Vorteile, die die Veränderungen mit sich bringen, die Schnelllebigkeit die sich zuweilen in der virtuellen Welt offenbart, scheint sich auf die reale Welt zu übertragen. Ein Albtraum für den Personaler: Handelte es sich noch vor zehn Jahren nur um ein übles Personaler-Gefühl (Jobwechsel in Deutschland), verändern sich Lebensläufe heute in der Tat rasant (Jobhopping ist the 'New Normal' for Millanials). Der Jobhopper wird grausame Realität.































Was kann man tun? Wie muss HR diesen Veränderungen begegnen? Drei Ansätze:

1. Veränderung
Human Resources muss neugierig bleiben. Human Resources muss offen bleiben für die Veränderungen, die immer wieder auf Sie zukommen werden. HR muss mutig beleiben und stets den Willen haben neue Wege zu gehen.

2. Brand Kommunikation
Nicht neu, aber immer noch eine Baustelle in vielen Unternehmen: Die Employer Brand. HR hat hier in den meisten Unternehmen noch einen langen Weg vor sich.

3. Interne Kommunikation / Kultur
Wo sich viel verändert, da muss auch viel gesprochen werden. Es muss mehr als einmal im Jahr mit den Mitarbeitern gesprochen werden - es braucht ein regelmäßigen Dialog. GF und HR müssen wissen was die Belegschaft beschäftigt, sich um Belegschaft kümmern und die Unternehmenskultur pflegen.

PS: Eigentlich wollte ich in diesem Blogpost nur mal meine Gedanken zusammen sammeln - und "zack" auf einmal ist ein Roman daraus geworden. Sorry!


Freitag, 16. November 2012

Du bist eine Infografik - CVs von morgen oder sinnloses Lametta?


Informationsgrafiken werden schon seit dem 1800 Jahrhundert sehr geschätzt. In den letzten zwei, drei Jahren und nicht zuletzt auch durch die Social Media Power von Pinterest, werden Infografik-Lebensläufe immer beliebter. Wer sich mal ein Überblick über die Möglichkeiten machen will, der folge Randy Krum. Er hat auf Pinterest über 350 Lebensläufe gesammelt. Mittlerweile sind einige Online-Apps sind entstanden, die es jedem Laien ermöglichen, aus dem eigenen Lebenslauf eine Infografik zu machen.

Zum Beispiel:

Ich hab das mal ausprobiert (siehe unten). Bei allen Online-Apps kann man glücklicherweise die Daten aus LinkedIn, Facebook oder Google+ Accounts importieren, damit man schnell alle wichtigen Grunddaten zusammen hat. Man kann in der Regel Designs und Typographie aussuchen. Je nachdem wie man sich entscheidet, entstehenden dann die Infografik-Lebensläufe.

Aber machen diese Lebensläufe wirklich Sinn? Wie viele Varianten kann man schon generieren? Sind diese Lebensläufe wirklich übersichtlicher?

Meine persönliche Meinung: Nein. Nutzt man Online-Apps um einen Infografik zu erstellen, gibt es noch zu wenige Variationsmöglichkeiten. Der eigentliche Grund für einen Infografik-Lebenslauf, "das Besondere" nämlich, geht damit verloren (das ist auch der Grund, weswegen Zerply nicht wirklich rockt). Auch die erforderliche Übersichtlichkeit ist nicht gegeben - es wäre furchtbar, wenn sich die Bewerber regelmäßig mit solchen Lebensläufen bewerben würden. Es sieht halt nett aus und ist ein netter Gag zum Ausprobieren, das ist alles.

Infografik-Lebensläufe werden erst dann wirklich zum Linkbait, wenn auch der Content (wie eigentlich immer) stimmt und das Design überzeugend und überraschend ist (omBuzzer.de/Infografiken sind einfach der beste Linkbait). Aus meiner Sicht ist ein Infografik-Lebenslauf somit nur eine zu erwägende Option für diejenigen, die in der Lage sind eine individuelle, überzeugende und überraschende Infografik zu erstellen: Designer, Grafiker, Art Directoren o.ä.

Andererseits stehen die Online-Apps auch erst am Anfang. Vielleicht kommt das ja alles noch. Ich habe Eugene Barulin, Gründer von ResumUp.com gefragt, woran sie gerade arbeiten und wo es in der Zukunft bei resumUP hingeht ... hier seine Antwort:

"Hi Jannis,
Basically from a service of resume visualization we shift to a tool showing you Who and What you need to know to achieve your career goals. We testing this idea now. Career plan is hard to build due to weak relevance to each user but we work hard on our algorithms.
We have very long features list to show - from self assessment to work / educational offers, will see what comes out first).
Eugene"

Es bleibt also spannend und wir bleiben neugierig.


Freitag, 2. November 2012

DIE ZEIT: "Arbeitgeber sind sooo mies! Menno!"

Auf ziemlich unreflektierte und teilweise ahnungslose Weise befasste sich "DIE ZEIT" mit angeblich neuen Führungsmethoden. Vorallem Incentives wurden dabei auf das Korn genommen: Lunch mit Fachkräften und spannenden Themen während der Mittagspause, findet DIE ZEIT nicht gut. Kennenlernen von Kollegen zum Mittagessen durch die Personalabteilung organisiert, findet DIE ZEIT auch nicht gut. Auf freiwilliger Basis abends mal ein Bier mit den Kollegen, auch das findet DIE ZEIT gar nicht gut. Panzerrundfahrt als Teambuildingmaßnahme, findet DIE ZEIT ...

Die Autoren, Amrei Coen und Thomas Fischermann, von "Bespaßt und gequält - Wie deutsche Unternehmen Ihren Mitarbeitern eintrichtern: Selbstausbeutung macht Spaß" stellen fest, dass Personaler heutzutage da sind, um sich um "... die Abrichtung einer Generation von Beschäftigten" zu kümmern, "die die Interessen ihrer Arbeitgeber tief verinnerlicht – und sich dabei trotzdem frei fühlt. Eine merkwürdige neue Arbeitswelt," würde neuerdings  und ganz plötzlich entstehen, wo auf einmal "... voller Einsatz, Hingebung, Opferbereitschaft und wenn möglich sogar Begeisterung" gefordert werde. Eine Welt in der man nicht mehr Zeit für "... eine Freundin, (und) keine Zeit mehr für Freizeit" hat. In der das "Privatleben ... zu einer Art Zweitjob" wird. Ein Privatleben, das von Unternehmen diktiert wird.

Wie soll man so einen Unsinn bloß kommentieren?

Sie schreiben weiter: "Klassische materielle Anreize, mit denen Unternehmen früher ihre Mitarbeiter an sich banden, werden zusammengekürzt: das Weihnachtsgeld etwa oder die Betriebspension. Wo der Graben zwischen Theater und Wirklichkeit zu groß wird, empfinden Mitarbeiter die neuen Management-Techniken (gemeint sind Methoden die Identifikation mit dem Unternehmen/Teams stiften sollen) als Hohn."

Die 26 jährige Autorin Amrai Coen sollte es eigentlich besser wissen und in der Lage sein differenzierter zu werten. Ist sie doch selbst ein TOP-Beispiel für die von HR-Szene heiß geliebten Generation Y. Eine interessante, fast rastlose Biographie, denn Frau Coen "spielte jahrelang Frauen-Rugby beim FC St. Pauli und in der deutschen Nationalmannschaft, Rückennummer 11. Sie ist Halbmexikanerin, ging in Hamburg, Mexiko und Australien zur Schule. Verdiente ihr Geld mit Putzen und Burger servieren und war davon anderthalb Jahre mit dem Rucksack in der Welt unterwegs. Hat danach mit dem Schreiben angefangen, die Zeitenspiegel-Reportageschule und die Henri-Nannen-Schule besucht." Ich frage Sie, also Frau Coen, wie kann man Sie dazu überzeugen 3, 5 oder gar 10 Jahre in einem Unternehmen zu arbeiten und halbwegs zu performen? Mit Festgehalt und Weihnachtsbonus von 1000 Eu brutto?

Diese Biographien sind ja heutzutage nicht wirklich eine Seltenheit. Wie kann man überhaupt jemanden dieser Generation noch halten? Oder gar motivieren?

Ist es verwerflich, dass sich Personalabteilungen und ihre Geschäftführer darüber Gedanken machen, wie man mit Freude an der Arbeit gesteckte Ziele erreicht? Sie können heutzutage Mitarbeiter gar nicht mehr ausschließlich mit Geld befriedigen - Geld ist schon lange nur noch ein Hygienefaktor. Mitarbeiter von heute wollen anspruchsvolle Aufgaben, Verantwortung und Freiheit. Es sind nicht die Personaler, die diese Veränderung in der Gesellschaft antreiben. Personaler versuchen sich auf die "neuen" Interessen der Mitarbeiter einzurichten.

Gut, eine Panzerfahrt als Teambuildingmaßnahme ist nicht jedermanns Sache. Und ob eine solche Fahrt wirklich dem Teambuilding dient oder eher das Testosteron des Chefs zum puckern bringt, das kann ich nicht sagen. Aber zum Glück wird in Deutschland mehr als nur Panzer gefahren und im Wald herumgebrüllt.

Zum Beispiel trifft sich bei MSL Germany (bei dem Unternehmen, bei dem ich tätig bin) einmal im Jahr der komplette Nachwuchs (alle Trainees und alle Junioren) in Frankfurt, um einen Tag lang gemeinsam Vorträge zu hören und an Workshops teilzunehmen.  Am Abend wird noch gemeinsam lecker gegessen. DAS ist ein klassisches Teambuilding Event. Was soll daran problematisch sein?

Ich würde gerne mal wissen: Wie ist es eigentlich bei der Zeitung "Die Zeit", Frau Coen? Keine Lust, mal mit dem Chef-Redakteur mittags Essen zu gehen? Oder mit Giovanni di Lorenzo mal abends auf eine Pizza? Kommen Sie schon, das wäre schon cool, oder?


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