Dienstag, 30. Juli 2013

Scheiß auf Sicherheit! – Wir wollen Selbstverwirklichung und Perspektiven

Es ist ein ganz typisches Phänomen – man beklagt sich über den Job und bringt die eigene Unzufriedenheit durch permanente Nörgelei zum Ausdruck. Aber sind wir mal ehrlich: das ändert nichts an der Situation. Ganz im Gegenteil, irgendwann nervt es die Kollegen und Freunde. Das habe ich gemerkt, also habe ich es getan – nach langem Nachdenken über meine derzeitige Situation, meine Unzufriedenheit und berufliche Perspektiven habe ich meine Kündigung eingereicht. Damit begrüße ich Sie zu einem neuen Beitrag in der Serie "Wir Andersdenker".

Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen – ganz im Gegenteil! Ich gebe einen sicheren Job in einem wachsenden Unternehmen mit einem großartigen Team auf. Doch was nutzt die Sicherheit, wenn ich in meiner Arbeit nicht mehr meine berufliche Erfüllung finde und mich eher auf die Wochenenden freue, statt auf die Montage? Und warum erzähle ich Ihnen das überhaupt?

Das Handelsblatt schrieb dazu in einem Beitrag über junge Arbeitnehmer: "Denn die Mitglieder der Generation Y sind nicht mehr so stark an ihren Arbeitgeber gebunden wie ihre Vorgänger: Weil von ihnen ständige Flexibilität gefordert wird, sind häufige Jobwechsel und Umzüge für sie kein Problem. Dementsprechend fällt ihnen die Kündigung leichter."

Die berufliche Selbstverwirklichung spielt eine große Rolle – so habe ich gemerkt, dass ich mich in eine andere Richtung entwickeln will, als mir gerade möglich ist. Ich habe ich gemerkt, dass ich in den letzten Wochen viele Kompromisse eingegangen bin, da das Sicherheitsdenken stärker. Ich habe gedacht: "Ach komm, das ist ein toller und sicherer Job, das Team ist toll. reiß dich zusammen." Diese Sicherheit macht träge, denn sie ist sehr bequem. Doch irgendwann, wurde der Kompromiss immer größer und unerträglich. Also habe ich gekündigt, um meinem Leben und meiner beruflichen Laufbahn eine neue Richtung geben und so neue Impulse suchen.

Und wissen Sie, was das Tolle dabei ist? Ich habe recht früh mit meinen Vorgesetzten über meine Gedanken gesprochen und sie an meinen Sorgen teilhaben lassen. Daraufhin haben wir gemeinsam überlegt, wie wir meine Arbeit umgestalten können, haben Aufgaben verlagert und neue Projekte initiiert. Ich habe zwar trotzdem gekündigt, da meine zukünftigen Aufgaben in eine ganz andere Richtung gehen werden. Doch in vielen anderen Fällen das dieses Arbeitgeberverhalten zur langfristigen Mitarbeiterbindung beigetragen. Es zeigt (auch in meinem Fall) die Wertschätzung der Mitarbeiter. Gehen Sie in den kontinuierlichen Dialog mit Ihren Mitarbeitern und arbeiten Sie gemeinsam an Lösungen, sobald Sie Unzufriedenheit oder oder den Drang zur beruflichen Veränderung feststellen. Das ist ein unerlässliches Mittel des Employer Branding, denn es zeigt jedem Mitarbeiter, dass er ein wichtiger Teil Ihres Unternehmens ist.

Bei mir hat es mit der Bindung zwar nicht geklappt, dennoch bin ich ein Botschafter und werde das Unternehmen weiterempfehlen und als tollen Arbeitgeber anpreisen. Auch das ist doch ein Erfolg!

Freitag, 26. Juli 2013

Stellenanzeigen im Check oder auch der "Einstieg in die Welt des Schmerzes"

Jetzt denken Sie sicher, ich übertreibe. Nein, ich übetreibe nicht. Manchmal, wenn ich so durch die Magazine blättere und mir die Stellenanzeigen anschaue, dann begebe ich mich häufig in die Welt des Schmerzes (so wie der Smokie ehedem in The Big Lebowski).

Aber vielleicht sehen Sie das auch anders. Ich geb Ihnen mal zwei Beispiele und bin bereit das offen zu diskutieren!

Beispiel 1: Ferchau






















"Wandeln Sie Ihre Energie erfolgreich um." Wie soll das denn gehen, mit einem viereckigen Zahnrat? Verstehen Sie das? Im Störer steht dann noch, "Das können Sie besser." Das viereckige Zahnrad rund machen?

Wer wird hier eigentlich gesucht? Und wofür? Was ist das Angebot? Oder handelt es sich eher um eine Imageanzeige? Wenn ja, für was steht Ferchau dann?

Das sind eine Menge Ungereimtheiten (Schmerz!), finden Sie nicht auch?

Beispiel 2: Bundeswehr























Die "Ingenieur-Karriere beim Bund ist schärfer, als sie aussieht." Wie bitte? Was zum Geier, äh, Adler, soll das bedeuten? Man kann also eine scharfe Karriere beim Bund machen?

Auch hier drängt sich die Frage auf: Was bzw. wer wird hier eigentlich wirklich gesucht? Warum Bund statt Bundeswehr? Warum eine derart verklausulierte Anzeigen-Mechanik, mit einer irreführenden Pointe?

Und? Tut es Ihnen auch weh?

Dienstag, 16. Juli 2013

Erkaufte Employer Reputation – der Wert von Arbeitgebersiegeln

Haben Sie mitbekommen, dass das Fair Company Siegel ab Anfang August kostenpflichtig ist?

Auf Nachfrage wurde mir gesagt, dass es Studierende sehr kritisch sahen, dass so viele Unternehmen das Siegel tragen. Auch die Auswahl der Unternehmen und die fehlende Transparenz dabei wurden kritisiert. Also wurde eine neue Qualitätskontrolle eingeführt, bei der zukünftig auch die Meinungen der Praktikanten des jeweiligen Unternehmens als Grundlage der Verleihung mit einbezogen werden.

Bis hierher ist das vollkommen akzeptabel, schließlich ist mit einem solchen neuen Verfahren auch ein entsprechender Aufwand verbunden, der nicht selbstverständlich ist. Schließlich ist es ja ein "Siegel mit Mehrwert". Also habe ich mir die neuen Mitgliedschaftsregeln zu Gemüte geführt – unter dem Titel "Mediadaten". Hier wurde ich das erste Mal stutzig. Am Ende der Unterlagen werden dann unter dem Titel "Kosten der Mitgliedschaft" zwei verschiedene Fair Company Pakete vorgestellt – Kombinationen aus dem Siegel mit Datenbank- und Anzeigenbuchungen für 750 Euro oder 1.200 Euro.

Achso, das Siegel soll nun den also Anzeigenverkauf für das Karriere-Portal des Handelsblatts ankurbeln, nachdem so viele Unternehmen das Logo zwar geholt, dann aber nichts gebucht haben – all dies vor dem Hintergrund der Nachricht, dass ein neues Qualitätsmanagement-Verfahren eingeführt wird. Damit erhält das Siegel einen komischen Beigeschmack – es ist aber leider auf dem Markt der Arbeitgeber-Zertifizierungen und -gütesiegel nicht das einzige kostenpflichtige.

Da stellten sich mir sofort mehrere Fragen: Ist eine Employer Reputation damit käuflich? Welchen Wert hat denn dann ein solches Siegel noch und wie glaubhaft bzw. valide sind solche Prüfverfahren? Kennen und nutzen Berufseinsteiger solche Siegel zur Orientierung bei der Arbeitgeberwahl?

Besonders im Hinblick auf die letzte Frage ist mir bei der Recherche aufgefallen, dass viele Unternehmen diverse Siegel zwar veröffentlichen, diese aber gar nicht erklären oder zu Erklärungen verlinken und damit eigentlich redundant machen.

Mein Aufruf an Sie lautet heute daher: Fragen Sie Ihre Bewerber und neue Kollegen, ob sie die Bedeutung der Siegel kennen und sich davon beeinflussen lassen!

Dienstag, 9. Juli 2013

Ein neuer Recruiting-Kanal – Kandidatensuche mit sprechenden Fenstern

Ja, Sie haben richtig gelesen: sprechende Fenster. In der vergangenen Woche hatte ich ja über Guerilla Recruiting und innovative Personalmarketing-Ideen geschrieben – heute stelle ich Ihnen direkt eine Idee, die mir dieser Tage in die Finger kam, vor und zur Diskussion.

Direkt in die Köpfe potentieller Kunden will der Bezahlsender Sky Deutschland seine neue App bringen und lässt die Fensterscheiben in Zügen für sich sprechen – aber nicht jeder hört die Botschaften. Nur diejenigen, die im Zug ihren Kopf gegen die Scheibe lehnen.


Durch einen Transmitter wird die Scheibe in Schwingungen versetzt und überträgt diese als Ton auf den Schädel und von dort zum Innenohr. Damit entsteht ein ganz neuer Marketing- bzw. Recruitng-Kanal.

Stellen Sie sich vor, Sie vermitteln Ihre Botschaften oder Stellenausschreibungen via Audiospot, gezielt in Zügen, S-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen, um so passende Kandidaten zu finden. Nutzen Sie diesen innovativen, technischen Fortschritt, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, besonders bei den jüngeren Zielgruppen. Auch die mediale Aufmerksamkeit dürfte Ihnen gewiss sein – aber nur wenn Sie nicht zu lange warten und zu den Ersten gehören.

Ich bin gespannt, ob sich dieser Kanal durchsetzen wird – und sollte dem so sein, wer ihn zuerst nutzt.

Freitag, 5. Juli 2013

Weltsensation! Verleihung der goldenen Runkelrübe! Jetzt mitmachen!


Fühlen Sie sich auch oft von schlechter Recruiting-Kommunikation umgeben?  Dann ist es jetzt Zeit, diese Scheußlichkeiten anzuprangern! Es sind bereits einige Einsendungen eingegangen, aber wir wollen mehr!

Seien Sie dabei, wenn der erste Award für herausragend schlechte Personalmarketing-Maßnahmen verliehen wird. (Diese Auszeichnung wird verliehen - ob gewollt oder nicht.)  










Mitmachen und einreichen kann jeder. Unternehmensvertreter, Dienstleister oder Bewerber, ganz egal. Ihre Stimme zählt. Natürlich anonym, keine Frage.

Senden Sie uns noch bis zum 15. November 2013 ihre persönliche Abscheulichkeit der externen HR-Kommunikation in folgenden Kategorien:
Wir freuen uns auf Ihre Einsendungen unter pfuipfuipfui@goldene-runkelruebe.de!

Preisverleihung findet am 4. Dezember (ca. 23:00 Uhr) in Berlin statt. Das wird ein Fest!

Dienstag, 2. Juli 2013

Kreative Wege im Recruiting und Personalmarketing

Der Fachkräftemangel verschärft sich – da reicht es nicht aus, einfach nur Stellenanzeigen zu schalten, sich auf Jobmessen zu präsentieren oder sich mit irgendwelchen Zertifikate zu schmücken und darauf zu warten, dass die Bewerber von allein kommen. Das wird nicht passieren, denn andere Unternehmen mit innovativeren Strategien werden zuvorkommen.

Immer mehr Unternehmen setzen auf die Netzwerke ihrer Mitarbeiter. Mit hohen Prämien werden diese motiviert, Freunde und Bekannte in das Unternehmen zu holen. Diese Prämien werden immer höher. In der Juni-Ausgabe der brandeins war zu lesen, dass dem Unternehmen Eventbrite Top-Leute bis zu 2.500 Dollar wert sind. Die Firmen überbieten sich stetig im Kampf um qualifizierte Fachkräfte.

Doch Geld ist nicht alles. Beim Recruiting geht es auch darum, aufzufallen. Hier können wir viel von den Werbeagenturen lernen, denn die peppen Ihre Recruiting- und Personalmarketing-Aktivitäten mit kreativen Ideen auf. Mittlerweile tobt auch in der schönen, bunten Werbe- und Medienwelt der Kampf um qualifizierte Köpfe. Die Agenturen setzen dabei auf eine hohe Aufmerksamkeit in der Zielgruppe und den Überraschungsmoment. Mit "Guerilla Recruiting"-Maßnahmen.

Eines der wohl bekanntesten Beispiele ist die Aktion "Pizza Digitale" der Werbeagentur Scholz & Friends, die mit QR-Codes auf Pizzen Digitalnachwuchs in Hamburg sucht. Bei jeder Pizzabestellung, die von einer Werbeagentur aufgegeben wurde, erhielt der Besteller eine zusätzliche Pizza Digitale.

Mit einer anderen kreativen Idee, nämlich "trojanischen Fotomappen", suchte die Agentur Jung von Matt die besten Art Direktoren. Mehrere Fotografen wurden in andere Werbeagenturen geschickt, um sich dort (verdeckt) mit ihren arbeiten vorzustellen. Auf einen der Aufnahmen in den Mappen waren Stellenanzeigen dargestellt.

Neben den Recruiting-Aktivitäten greifen die Firmen auf viele Maßnahmen zurück, um den Arbeitsplatz aufzupeppen. Ob Massagen, Kicker-Tische, sportliche Aktionen oder Snack- und Kaffee-Automaten – bei allen Aktionen geht es doch darum, neue Talente anzulocken bzw. bestehende Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden und ihnen so das Gefühl zu geben, dass sie auf ihre Firma stolz sein können.

Die konventionellen Maßnahmen funktionieren dabei nicht mehr lange. Nun sind kreative und innovative Wege gefragt, die jungen Talente wollen schließlich umworben und überzeugt werden, den besten Arbeitgeber gewählt zu haben. Ich bin gespannt, mit welchen Aktionen die Unternehmen zukünftig auf sich aufmerksam machen.

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