Die Autoren, Amrei Coen und Thomas Fischermann, von "Bespaßt und gequält - Wie deutsche Unternehmen Ihren Mitarbeitern eintrichtern: Selbstausbeutung macht Spaß" stellen fest, dass Personaler heutzutage da sind, um sich um "... die Abrichtung einer Generation von Beschäftigten" zu kümmern, "die die Interessen ihrer Arbeitgeber tief verinnerlicht – und sich dabei trotzdem frei fühlt. Eine merkwürdige neue Arbeitswelt," würde neuerdings und ganz plötzlich entstehen, wo auf einmal "... voller Einsatz, Hingebung, Opferbereitschaft und wenn möglich sogar Begeisterung" gefordert werde. Eine Welt in der man nicht mehr Zeit für "... eine Freundin, (und) keine Zeit mehr für Freizeit" hat. In der das "Privatleben ... zu einer Art Zweitjob" wird. Ein Privatleben, das von Unternehmen diktiert wird.
Wie soll man so einen Unsinn bloß kommentieren?
Sie schreiben weiter: "Klassische materielle Anreize, mit denen Unternehmen früher ihre Mitarbeiter an sich banden, werden zusammengekürzt: das Weihnachtsgeld etwa oder die Betriebspension. Wo der Graben zwischen Theater und Wirklichkeit zu groß wird, empfinden Mitarbeiter die neuen Management-Techniken (gemeint sind Methoden die Identifikation mit dem Unternehmen/Teams stiften sollen) als Hohn."
Diese Biographien sind ja heutzutage nicht wirklich eine Seltenheit. Wie kann man überhaupt jemanden dieser Generation noch halten? Oder gar motivieren?
Ist es verwerflich, dass sich Personalabteilungen und ihre Geschäftführer darüber Gedanken machen, wie man mit Freude an der Arbeit gesteckte Ziele erreicht? Sie können heutzutage Mitarbeiter gar nicht mehr ausschließlich mit Geld befriedigen - Geld ist schon lange nur noch ein Hygienefaktor. Mitarbeiter von heute wollen anspruchsvolle Aufgaben, Verantwortung und Freiheit. Es sind nicht die Personaler, die diese Veränderung in der Gesellschaft antreiben. Personaler versuchen sich auf die "neuen" Interessen der Mitarbeiter einzurichten.
Gut, eine Panzerfahrt als Teambuildingmaßnahme ist nicht jedermanns Sache. Und ob eine solche Fahrt wirklich dem Teambuilding dient oder eher das Testosteron des Chefs zum puckern bringt, das kann ich nicht sagen. Aber zum Glück wird in Deutschland mehr als nur Panzer gefahren und im Wald herumgebrüllt.
Zum Beispiel trifft sich bei MSL Germany (bei dem Unternehmen, bei dem ich tätig bin) einmal im Jahr der komplette Nachwuchs (alle Trainees und alle Junioren) in Frankfurt, um einen Tag lang gemeinsam Vorträge zu hören und an Workshops teilzunehmen. Am Abend wird noch gemeinsam lecker gegessen. DAS ist ein klassisches Teambuilding Event. Was soll daran problematisch sein?
Ich würde gerne mal wissen: Wie ist es eigentlich bei der Zeitung "Die Zeit", Frau Coen? Keine Lust, mal mit dem Chef-Redakteur mittags Essen zu gehen? Oder mit Giovanni di Lorenzo mal abends auf eine Pizza? Kommen Sie schon, das wäre schon cool, oder?
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