Die Karrierebereiche auf den Unternehmenswebsites werden immer üppiger. Teilweise werden sogar Microsites für nur eine Bewerberklientel erschaffen. Für letzteres ist REWE ein prima Beispiel. Mit „Ich mach’s besser!“ hat REWE eine Sonder-Website gestalten lassen, die sich explizit an potentielle Auszubildende bzw. an die Zielgruppe Schüler richtet. Das Ganze ist wirklich nicht schlecht gemacht …
Heute geht es aber um den Bruch der zwischen der flippigen Ansprache und der nüchternen Bewerberabwicklung entsteht und die Frage: Wie können vorallem großen Unternehmen dem zentralen Wunsch der Bewerber gerecht werden und diese individuell behandeln?
Ich habe mal versucht mich in einen Bewerber zu versetzten
und bin den Weg nachgegangen, den ein Jugendlicher gehen muss, um sich bei REWE
zu bewerben. (Für die Kritiker gleich vorweg: „Natürlich ist das total
subjektiv!“) Hier meine Applicants-Journey:
- Ich lande, weil ich beim Einkauf mit meiner Mutter das Plakat
gesehen habe, auf der Website „Ich mach`s besser!“ . Ich
finde, die Website ist „voll klasse!“ (oder so) und habe verstanden: REWE
braucht mich! Vorallem bin ich da nicht irgend ein „Neuer“, sondern wichtig und
wertgeschätzt. Will mal sehen, ob es offene Stellen gibt …
- Über eintausendachthundert freie Ausbildungsplätze. Puh,
ich fühle mich erschlagen. Dabei weiß ich doch noch gar nicht so richtig, was ich
werden will … ich gebe meine Berliner Postleitzahl ein. Noch 24 freie Gesuche.
Hm, … ich klicke eine an.
- Es öffnet sich ein PDF. Eine Stellenanzeige. Hier heißt es: „Es dreht
sich alles um die Abläufe im Markt hinsichtlich der Bestellung und des Verkaufs
der Waren.“ Die Infos sind dünn. Aber da! Da gibt es einen Ansprechpartner. Wer
sich wohl hinter dem Namen verbirgt? Kein Titel, kein Bild? Ob ich da wirklich
anrufen kann?
- So richtig persönlich fühle ich mich nicht mehr
angesprochen. Ich entschließe ich mich dennoch, mich bei REWE zu bewerben. Die
Maske nervt. Auf der zweiten Seite habe ich irgendwie „keinen Bock“ mehr.
- usw.
Das Auf und Ab der Gefühle habe ich mal versucht zu skizzieren:
Bitte nicht falsch verstehen! Ich finde, REWE macht das ziemlich gut. Deutlich wird dennoch: Es ist für große Unternehmen unendlich schwer zu beweisen, dass der Einzelne im Unternehmen wirklich etwas wert ist, gesehen wird und nicht in der Masse untergeht.
Wenn aber gerade in der heutigen und noch mehr in der morgigen Gesellschaft der Wunsch seitens des Arbeitnehmers ist, Teil zu haben, sichtbar zu sein, sich einzubringen bzw. nicht nur einer von vielen zu sein, was dann? Wie kann man tausende Bewerber, ehrlich, individuell und immer wertschätzend behandeln? Ich hab dafür noch keine Lösung. Sie vielleicht?
Frei nach dem Motto: "Recruitment was yesterday, today you´re staff" sind eben die Bewerbungsprozesse in den meisten Fällen noch nicht von vorn (Personalmarketing) bis hinten (Alumni...?) ansprechend gestaltet. Das liegt leider zu oft daran, dass Personalmarketing und Recruiting in vielen Unternehmen noch als zwei paar Schuhe gesehen werden und oftmals als solches auch organisatorisch voneinander getrennt sind. Ich habe da vor einiger Zeit mal was zu gebloggt. Das kann man analog hierauf durchaus auch anwenden... http://blog.recrutainment.de/2010/06/03/was-macht-eine-auswahlentscheidung-eigentlich-gut-zusammenhange-der-selektionsdiagnostik/
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